jetzt hat es mich also auch mal erwischt: Ein Hermann ist bei mir eingezogen, platzsparend in der Tupperschüssel, aber nicht ganz pflegeleicht. Das heißt, eigetlich war es gar kein richtiger Hermann, sondern ein "Vatikanischer Glückskuchen", aber der Reihe nach.
Ich kann mich noch erinnern, dass in meiner Kindheit öfter mal vom "Hermann-Kuchen" die Rede war. Also jemand setzt ein Gemisch aus Sauerteig, Weizenmehl, Milchsäurebakterien, Hefe, Milch und Öl an, lässt es wachsen und gedeihen, teilt es und beglückt den gesamten Freundeskreis damit, der dann genau dasselbe macht. Manchmal wurde der sogar per Post verschickt, als Kettenbrief, aber ich glaube den hätte ich dann lieber nicht gegessen... ;)
Der Beschenkte muss seine Teigportion jedenfalls dann über mehrere Tage mit den richtigen Zutaten "füttern", damit er wächst, wieder geteilt und portionsweise weiterverschenkt wird und irgendwann dann mal gebacken werden kann.
Ich habe nun eine spezielle Form des Hermanns geschenkt bekommen: Den Vatikanischen Glückskuchen, ein süßes Brot, dessen Grundrezept aus dem Vatikan stammen soll. Der Kuchen ist wohl ziemlich selten, weil er dem Teigzüchter und Bäcker Glück verspricht, solange er ihn nur ein einziges Mal in seinem Leben backt, und hat auch gleich eine ganze DIN-A-4-Seite an Auflagen und Pflegehinweisen mitgebracht. Aber da er nicht per Post kam, war mein Ehrgeiz geweckt :)
Was der pingelige Italiener nicht mag: Kühlschrankkälte und Metall-Löffel.
Was er dagegen sehr gern mag: Holzlöffel, Zimmertemperatur, ein Geschirrtuch über der Schüssel sowie Mehl, Zucker und Milch. Und all das hätte er am liebsten so:
- Am Montag wird der Teig in ein Kunststoff- oder Glasgefäß geleert, 250 Gramm Zucker darauf geschüttet und nicht umgerührt. Mit einem sauberen Geschirrtuch zudecken.
- Am Dienstag wird 250 ml abgekochte und abgekühlte Milch dazu gegeben. Und wieder nicht umgerührt.
- Am Mittwoch wird 250 Gramm Mehl dazugegeben und wieder nicht umgerührt.
- Am Donnerstag darf mit einem Kochlöffel aus Holz umgerührt werden.
- Am Freitag werden 250 gramm Zucker, 250 ml abgekochte und abgekühlte Milch und 250 Gramm Mehl dazugegeben, gut umgerührt und in vier Portionen geteilt.
- Eine Portion wird zum Backen benötigt, die anderen Portionen dürfen weiterverschenkt werden.
- Am Samstag wird dann endlich gebacken; Der zurück behaltene Teil des Ansatzes wird mit 250 Gramm Mehl, ½ Kaffeelot Natron, ½ Teelöffel Backpulver, drei Eier, Vanillezucker, 250 ml Öl, 1 Esslöffel gehackte Nüsse, ½ Kaffeelot Zimt, 3 Handvoll Rosinen und ½ Tafel Kochschokolade (zerkleinert) dazugegeben.
- In einer mit Backpapier ausgelegten Form bei 180°C etwa 30 Minuten backen.
Für alle, die auch mal einen Hermann-Teig ansetzen und eine Kettenreaktion starten möchten, habe ich bei Dr Oetker das am besten klingende Grundrezept gefunden :)
Teigansatz:
- 100 g Weizenmehl
- 1 EL Zucker
- ½ Päckchen Trockenbackhefe
- 150 ml lauwarmes Wasser
Den Teigansatz 2 Tage bei Zimmertemperatur stehen lassen, dabei ab und zu umrühren. Teigansatz dann im Kühlschrank aufbewahren. Von nun an so weitermachen, als hätte man den Hermann-Teig geschenkt bekommen.
Übrigens: Wenn der Teig metallisch, sehr essigsauer oder einfach unangenehm riecht, wenn er Molke absetzt, Fäden zieht oder gar schimmelt, weg damit. So viel Glück kann kein Kuchen versprechen, dass man einen Bissen davon ohne Magengrummeln überstehen würde. Auch keiner aus dem Vatikan... ;)
Viel Spaß beim Nachbacken und liebe Grüße,
eure LaDolceVita
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