"Moin Moin" statt "Servus": Zwei Bayern in Hamburg

Servus Ragazzi! Oder heute lieber Moin Moin?

Ich habe ja mit meiner besten Freundin Jessi eine Woche lang Hamburg unsicher gemacht, deshalb war es ein bisschen ruhiger auf meinem Blog. Heute kann ich euch endlich die Fotos zeigen und erzählen, wie es war. Vorab: Es war klasse :)

Ganz ehrlich, Hamburg ist eine Wahnsinns-Stadt. Als gemütlicher, herzlicher Bayer (wie man so sagt) hat man ja gern mal Vorbehalte gegenüber den kühlen, reservieren Nordlichtern (wie man so sagt). Wie die meisten Vorurteile stimmt dieses natürlich auch in keinster Weise, ich hab selten so freundliche und hilfsbereite Menschen erlebt, egal in welcher Situation. Nur dass sie halt hochdeutsch sprechen und Bairisch nicht so gut verstehen, aber dafür können sie ja nix, gell ;)


Noble Hafenstadt: Das Rathaus und der Jungfernstieg
Gewohnt haben wir in St. Georg, gleich in der Nähe des Hauptbahnhofs. Nicht ganz ungefährliches Pflaster, wie wir hinterher erfahren haben, aber davon haben wir wirklich nix gemerkt (zumindest so lange wir da waren - einen Tag später gab's gleich mal ne Messerstecherei am Bahnhof...).

Wir haben nur die schönen Seiten Hamburgs gesehen, angefangen beim Rathaus und dem Junfernstieg, den wir am ersten Tag gesucht haben. Übrigens sind wir auch kein einziges Mal nass geworden in den fünf Tagen - aber  Hauptsache, der Schirm war immer mit dabei ;)

Sightseeing, Teil 1: Das Rathaus, der Michel und jede Menge Kolibris
In St. Georg, das uns vor allem wegen seiner vielen kleinen Geschäfte und guten Lokale in Erinnerung bleiben wird (dazu später mehr), waren überall Kolibris an die Hausmauern gesprüht. Fand ich witzig, konnte aber nicht rausfinden, was die bedeuten sollen. Also wer's weiß: Verratet es mir bitte ;)

Natürlich mussten wir auch den Michel besichtigen, Hamburgs Wahrzeichen. Und drinnen eine Kerze anzünden für besondere Menschen, die nicht mehr bei uns sein können. Und obwohl wir beide nicht besonders religiös sind, haben wir uns sehr über einen ausgedruckten, für jeden passenden Segenswunsch gefreut, den wir in die Hände gedrückt bekamen:

"Möge dann und wann deine Seele aufleuchten im Festkleid der Freude. 
Möge dann und wann deine Last leicht werden und dein Schritt beschwingt wie ein Tanz. 
Möge dann und wann ein Lied aufsteigen vom Grunde deines Herzens, das Leben zu grüßen wie die Amsel am Morgen. 
Möge dann und wann der Himmel über deine Schwelle treten."


Schöner gruseln: "Das Phantom der Oper" in der "Neue Flora"
Abends  haben wir uns dann in Schale geschmissen: Das Phantom der Oper in der "Neuen Flora" in Altona stand auf dem Programm. Man merkt, dass der umstrittene Bau eigens für dieses Musical hingestellt wurde: Die Atmosphäre im Saal war grandios und die Special Effects auch nicht zu verachten. Ja, ich hab mich erschrocken, als der Kronleuchter auf die Bühne gekracht ist, und ja, ich war mir (wie alle im Saal) auch nicht ganz sicher ob das Phantom vielleicht gerade hinter mir steht, immer wenn es aus dem "Off" gesprochen hat ;)

Jetzt muss man wissen, dass wir beide nicht soooo die Musical- und Opernfans sind. Aber neben dem "Tanz der Vampire" hat mich das "Phantom der Oper" allein schon wegen der düsteren Stimmung interessiert und der Haupt-Song verfolgt uns, seit wir Kinder waren. Außerdem ist die Geschichte einfach schön :)

Weniger schön war allerdings das Outfit der anderen Musicalbesucher. Irgendwie muss an uns Land-Eiern vorbeigegangen sein, dass man im Jahr 2014 selbstverständlich in kurzer Jeans, Sandalen, T-Shirt und mit Rucksack ins Theater geht... hätte ich auch nicht gedacht, dass ich mich in einer Großstadt wie Hamburg mal overdressed fühlen könnte ;)

Rotbraun und einfach schön: Die Speicherstadt und das "Chocoversum"
Der nächste Tag war dann unser "Sightseeing"-Tag: Zu Fuß sind wir erst in die wunderschöne Speicherstadt marschiert, allerdings nicht, ohne einen Abstecher zum "Chocoversum" von Hachez zu machen. Als bekennende Schokoholics mussten wir uns genau anschauen, woher der gute Stoff kommt (und einbisschen naschen) ;)


Relax-Modus an: Der Elbstrand in Övelgönne
 Nachmittags war dann Relaxen auf Sand angesagt: Am Elbstrand in Övelgönne. Dort hinzukommen war irgendwie die größte Schwierigkeit der ganzen Reise (Bushaltestellen sind nicht unser Freund...), aber es hat sich absolut gelohnt! Ein Strand in der Stadt, an dem Schiffe anlegen - muss man einfach gesehen haben, und das Wetter hat auch gepasst :)

Typisch Hamburg: Die Landungsbrücken und eine "steife Brise"
Weiter ging's zu den Landungsbrücken, wo uns die "steife Brise" beim improvisierten Fotoshooting voll erwischt hat. Da freuen sich die Langhaarigen, gehört aber zu Hamburg einfach dazu :)

Und weil dort das Hardrock Cafe untergebracht ist (das dieser Tage 43. Geburtstag in Hamburg feiert), haben wir uns noch einen Burger gegönnt. Gut, auch ein bisschen in der Hoffnung, James Hetfield hätte vielleicht ebenfalls Hunger (Metallica hat an diesem Abend in Hamburg gespielt), aber hatte er wohl nicht. Und man wird ja noch träumen dürfen... ;)

At the Hardrock Cafe.... :) hat man eine super Aussicht auf den Hafen und die Elbphilharmonie.
Wie in jedem Hardrock-Cafe hängen dort Devotionalien bekannter Rockgrößen an den Wänden. hier zum Beispiel ein Anzug von Johnny Cash, eine Liebesbotschaft von ihm an June Carter ("Woke up this morning with you on my mind..."), die er in einem Hamburger Hotel gekritzelt hat, und ein Micro von Elvis. Ich hätte aber am allerliebsten diesen Kronleuchter daheim im Wohnzimmer :)
Richtig genial war dann auch noch die Aussicht von der Terrasse des Hardrock-Cafes: Von dort aus sieht man den Hafen und die Elbphilharmonie, die wohl niemals fertig wird.

Süße Kleinigkeiten gab's bei "Herr Max" in der Sternschanze.
In Sternschanze haben wir am nächsten Tag "Herr Max" besucht. Herr Max macht nämlich unglaublich coole Torten und Petit-Fours, gerne mit Totenköpfen verziert. Also war ein Zwischenstopp dort natürlich ein absolutes Muss für mich auf unserem Kurztrip. Sugar-Skulls sind momentan angesagt - bei mir gibt's die dieses Jahr zu Halloween, hab ich beschlossen. Außerdem verkauft Herr Max wunderschön bemalte Teller von Frau Ines, die ebenfalls Sugarskulls, Blüten und allerlei Morbides zeigen. Die Rock-Eule im Konditoren- und Dekoparadies :)

Welcome to St. Pauli: Die Davidwache, die Hans-Albers-Klause, das Clubheim des FC St. Pauli und die leider schon fast abgerissene, legendäre Esso-Tankstelle bei der Reeperbahn.
Nächster Stop: St. Pauli. Weil wir die U-Bahn-Station in Sternschanze übersehen haben, sind wir auf der Suche danach einfach mal zu Fuß in den nächsten Stadtteil gewandert - ohne es wirklich zu merken. Überhaupt ist alles viel näher beieinander als es auf den riesigen Stadtplänen aussieht, haben wir festgestellt.

In St. Pauli sind wir dann erstmal zum kleinen, Kiez-eigenen Tourist-Office gegangen, um eine Tour zu buchen. Extrem empfehlenswert! Echte St. Paulianer zeigen jeden Abend Gruppen von bis zu 15 Leuten ihren höchstpersönlichen Kiez, im wahrsten Sinne des Wortes. Ohne alberne Hans-Albers-Verkleidung, nicht nur auf der Reeperbahn und trotzdem sehr witzig und unterhaltsam. Natürlich wird auch alles obligatorische abgeklappert, von der Davidwache bis zur Ritze und der Herbertstraße, aber man erfährt nebenbei auch vieles von der Wandlung des "verruchten" Stadtteils und wie es ist, dort zu leben.

Und jetzt alle: "Auf der Reeperbahn nachts um halb 1...."
Und ja, natürlich waren wir auf der Reeperbahn - sowohl tagsüber als auch nachts um halb 1, wie es sich gehört ;) Gleich am Anfang steht das Zwick, eine urige Rock-Kneipe, in der sich die Hamburger Musikprominenz zu Jamsessions trifft. Gibt's seit 1950, sieht innen demetsprechend verlebt aus, aber kultig. Wir haben es getestet - und die Musik war sogar besser als im Hardrock-Cafe.

Den Beatles-Platz haben wir auch gefunden mit den Metallfiguren der "Fab Four" (die eigentlich mal zu fünft waren, aber Brian Epstein musste ich aus Layout-technischen Gründen wegschneiden). Die wurden ja in Hamburg berühmt, seinerzeit, und darauf ist die Stadt zurecht stolz. Und ich hab's geschafft, die wohl meistfotografierte Lidl-Filiale Deutschlands (steht links hinter den Beatles auf der anderen Straßenseite) nicht zu abzulichten. Hehe :D

Einen Walk-of-Fame-Stern haben wir auch entdeckt - den von Udo Lindenberg. Vor dem ehemaligen Café Keese prangt es auf dem Bordstein.

Der Panikrocker hat wegen seiner Verbundenheit zur Reeperbahn und seinen Songs über sie ("Reeperbahn" von 1990 hat er mit Jan Delay neu aufgenommen, im Video sieht man viele alte Filmausschnitte aus der "geilen Meile") den ersten und bisher einzigen Stern dort bekommen. Fällt definitiv auf ;)

Glück muss man haben: Meet & Greet mit Barbie Stupid (oben) und Eve Champagne in "Olivia Jones Show Club" :)
Ich bin dafür, dass Olivia Jones und ihr Gefolge auch so einen Stern bekommen! Wir haben unseren Trip extra um einen Tag verlängert, um in Olivia Jones Show Club vorbeischauen zu können (die meisten Clubs und Kneipen auf der Reeperbahn haben nur donnerstags bis sonntags geöffnet), und es nicht bereut! Seit "Mary und Gordy" und "Lilo Wanders" steh ich einfach auf  solche Shows :)

Olivia selbst haben wir zwar nicht gesehen, die war auf Kiez-Tour, aber die Transen-Show von Barbie Stupid & Lee Jackson hat uns auch köstlich unterhalten. Ja und wen ich eigentlich am allermeisten sehen wollte, ist Burlesque-Tänzerin Eve Champagne (unbedingt die Videos im Link anschauen!), die wir hinterher dann zufällig sogar noch auf der Straße getroffen haben für ein Foto, yay :) Sexy und retro, aber rotzfrech und bunt, das beschreibt sie am besten. Ich hab zum ersten Mal von ihr gehört, als sie bei einer Spiegel-TV-Reportage über St. Pauli mitgemacht hat vor sechs Jahren und wollte sie seitdem unbedingt mal live sehen. Check :) Und richtig nett ist sie auch noch.


Letzte Sightseeing-Runde: St Petri Kirche, Ohnsorg Theater, Heidi Kabel und Ottensen
 Am Abreisetag war dann nochmal Zeit für ein bisschen Shopping und Sight-Seeing. In der Nähe des Hauptbahnhofs haben wir das Ohnsorg-Theater entdeckt mit der Heidi-Kabel-Statue davor. Der norddeutsche Komödienstadel - das war für uns Bayern natürlich auch ein Muss ;)

Die St-Petri Kirche ist die älteste in Hamburg. Als wir an ihr vorbeimarschierten, riss die Wolkendecke auf und die Sonne kam heraus. Merci, Petrus ;) Am Jungfernstieg sind wir ins Cafe ALEX eingekehrt und haben den Touris beim Schippern auf der Alster zugesehen.

In Ottensen haben wir dann auch noch ein bisschen geshoppt und tatsächlich eine Eulen-Straße entdeckt (weil dort ein kultiges Geschäft mit Sachen aus Großbrittannien ist).
Fünf gut genutzte Tage in einer tollen Stadt, würde ich sagen :)

Des Städtetrips fette Beute
Jaaaaa und natürlich muss ich euch auch noch meine Beute zeigen, die ihr bald in dem einen oder anderen Post wiederfinden werdet :)

In St. Georg gibt es, wie schon gesagt, vor allem in der "Langen Reihe" sehr viele kleine Geschäfte und Lokale, in denen man super stöbern kann. Ich hab auch einiges gefunden, zum Beispiel die "Cookies"-Backform (rechts unten), an der ich einfach nicht vorbeigehen konnte! Bin gespannt, ob der Kuchen hinterher auch so schön aussieht, denn die Vertiefungen sind recht filigran. Die Form, die Ausstecher und die coolen Stempel (Skully, Schwalbe, Eule, Anker und leider abgeschnitten eine Fledermaus) habe ich im Lagerhaus gefunden. Unbedingt mal reingehen wenn ihr dort seid!

Meine Lieblings-Beute sind die Schwalben-Ohrringe, die ich seitdem eigentlich jeden Tag trage. Als Schal- und Halstuch-Liebhaberin hätte ich vergeblich auch noch ein Schwalben-Tuch gesucht, habe dafür aber eins mit Eulen gefunden ;)

 Natürlich haben wir auch den nächst gelegenen Drogeriemarkt gestürmt (weil wir die Hälfte daheim vergessen hatten), und waren zum ersten Mal in einem BUDNI. Gibt's bei uns ja nicht, also waren vor allem die Eigenmarken interessant. "Black Bird" fand ich wegen des Namens und des Logos schon so toll und hab mir zwei Nagellacke mitgenommen in kirschrot und lilagrau. Hält :)

Im St. Pauli Tourist Office kann man auch kleine Mitbringsel kaufen, aber nicht die Obligatorischen wie in allen Touri-Shops. Hier gibt's zum Beispiel süße Sünden von Moin Amour Hamburg, die richtig retro aussehen und liebevoll verpackt sind. Schokolierte Kaffeebohnen hab' ich mir ausgesucht, leckerst. Auf dem Blog der beiden Mädels gibt es auch heiße Tipps rund um Hamburg, einfach mal reinklicken.

So, und schon sind wir wieder zu Hause in Niederbayern. Übrig bleiben tolle Erinnerungen an eine wunderschöne Stadt, sehr freundliche Menschen, hilfsbereite Taxifahrer, quietschvergnügte Transen auf der Reeperbahn, redselige Sexshop-Besucher aus Schwaben auf dem Hans-Albers-Platz, ein bisschen Fremdschämen im Theater in Altona, Sand in den Turnschuhen in Övelgönne, Wind in den Haaren am Hafen, Sonnenbrand auf der Nase in Sternschanze, wenig Regen, aufgeschlossene St.Paulianer, eine interessante Tour durch den Kiez (Danke Marten!), die wohl nettesten Bettler Deutschlands, gutes Essen, viele Inspirationen und einen gewaltigen Muskelkater, der nach fünf Tagen Rummarschieren nicht ausbleibt ;)

Viel Spaß beim Nachlesen und bis bald,

eure LaDolceVita

1 Kommentar:

  1. Eine tollte Seite, die informativ ist und liebevoll gestaltet wurde.
    In einem Ranking des Londoner Guardian wurden die 5 lebenswertesten Orte der Welt nominiert.
    Platz 1 Portland im US- Staat Oregon, Platz 2 HH- St. Pauli, Platz 3 die Insel Mauii auf Hawaii, Platz 4 der Istanbuler Stadtteil Cihangir, Platz 5 die Kanaren- Insel Teneriffa.
    HH- St. Pauli, ein Stadtteil, der niemals schläft.
    Wer mehr über den Kiez erfahren möchte, als noch Lust und Laster dominierten in einem St. Pauli, das damals tabu war, der möge meine knallharte Biografie mit dem Titel "Meine Davidwache" lesen. Es waren die Siebziger/ Achtziger, als ich als Zivilfahnder der Davidwache mit meinem Partner das Kriminalitätsphänomen Zuhälterei und Prostitution bekämpfte. Damals, als Ende der Siebziger AIDS auf dem Zenit war, die Weiße Dame (Koks und Heroin) immer stärker ins Milieu drängten und die Luft immer bleihaltiger wurde. Heute herrscht dort Ballermann- Charakter, Lust und Laster dominieren nikcht mehr. Siehe auf meine Fan- Seite auf Fb. mit dem Buchtitel und meine Homepage www.waldemar-paulsen.de. Tolle Fotos von damals von den teils skurrilen Personen habe ich eingestellt.

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